Eine verhängnisvolle Botschaft

Es war ein später Freitag in Washington, als der Präsident der Vereinigten Staaten in sein Büro zurückkehrte. Die schwere Dunkelholz-Tür fiel hinter ihm zu und die vielen Stimmen draußen verstummten. „Geschafft.“ 

Er stand eine Weile nur da mit der Hand noch an der Türklinke, genoss die eingetretene Stille und den friedlichen Anblick des in goldenem Abendsonnenlicht getauchten „Oval Office“. Die Luft im Raum war frisch, kühl und unverbraucht. Duftete nach parfümiertem Teppichreiniger und den Blumen, die jeden Morgen in einer großen, weißen Porzellanvase in die Mitte des Präsidentenbüro gestellt wurden.

Er ging langsam um seinen Schreibtisch herum, strich dabei mit seinen Fingerspitzen über das polierte Holz und schlenderte dann zum grossen Fenster dahinter. Auf dem präsidialen Rasen sah er Mitarbeiter des weißen Hauses, die zum Ausgang schlenderten, in kleinen Gruppen noch miteinander sprachen oder sich voneinander verabschiedeten. Manche standen etwas abseits auf dem Grün und telefonierten. Sie waren alle in Feierabendlaune und Wochenendstimmung. Gut für sie. Auch dieser Freitag war endlich vorbeigegangen und Washingtons Politiker, Journalisten, Fotografen und allerlei andere Angestellten, machten sich nach und nach auf ihren Weg nach Hause oder zu einem Drink in einer der vielen Sportbars, rund um das Regierungsviertel. Der Präsident war müde und abgeschlagen. Die ganze Woche war die Hölle gewesen und heute hatte er seine Augen kaum noch aufhalten können, in den unzähligen Meetings mit Abgeordneten beider Parteien. Noch war er nicht lange im Amt, doch die endlosen Gänge von einem zum anderen geschichtsträchtigen Meetingraum schafften ihn jetzt schon, trotz seiner „Upper“, den vielen „Fitmacher“-Pillen die sie ihm verabreichten. Dabei musste er stets auf der Hut sein, sich seine Erschöpfung, die ein Männerkörper in seinen mittleren Siebzigern nunmal recht schnell an den Tag legt, nicht all zu sehr anmerken zu lassen. Die Leitungenn zwischen dem weißen Haus und der Presse waren bekanntlich sehr kurz. Doch dem guten, alten Tom, der das Spiel schon so lange mitspielte, würde keiner mehr so schnell etwas vormachen. Er mochte ein alter Mann sein, doch er war noch lange nicht zu alt für den Job. Er war… genau richtig, er war der genau richtige Mann und er würde es noch Allen zeigen. „Thomas A. Rooney, Ihr junggebliebener Haudegen der alten Schule ist der Präsident der Herzen. Gott schütze die Vereinigten Staaten.“ Gedankenverloren rieb er sich die Schläfe, drehte sich vom Fenster ab und schaute wieder in den großen Raum. Wie viel Geschichte in diesem Zimmer geschrieben wurde… Und nach all den harten Jahren im Senat war er jetzt endlich ein Teil von ihr. Die Stille tat ihm gut, gab ihm Kraft und linderte seine allabendliche Migräne, die sich gerade allmählich wieder zu melden begann.

Präsident Rooney machte einige Schritte hin zum duftenden Blumenstrauß und rieb mit seinen Fingern an einem Rosenblatt. Wenn er sich jetzt auf die grosse Couch vor ihm  legen würde, würde er bestimmt sofort einschlafen und eine Putzkraft (der gute Pete musste heute Dienst haben) würde ihn erst in einigen Stunden wieder wecken – vorausgesetzt er würde sich trauen, den alten Mann mit dem weißen, schütteren Haar zu stören. Er schüttelte den Gedanken mit einem leichten Kopfschütteln ab, denn dazu war der Freitagabend heute zu schön und seine wenige Freizeit auch viel zu kostbar. Er überlegte nochmals kurz und ging dann zum Telefon, das mit seinen vielen, permanent blinkenden Tasten, in der Mitte des Schreibtisches thronte, um die „First Lady“ anzurufen. Und danach würde er sich auch noch kurz telefonisch für heute abmelden, versuchen jegliche Gespräche auf den Fluren zu vermeiden und sich auf den direkten Weg zu seinen privaten Quartier im weissen Haus machen. Schon wurde seine Laune ein wenig besser. „Klingt nach einem Plan.“ Er hob den Hörer ab und an sein Ohr und die Stimme einer Sekretärin meldete sich sofort freundlich.

….to be continued!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 

Omid Golbasi